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Fahrdorfs geologische Schichten

Autor: Svend Duggen, Dipl. Geol., Dr. rer. nat.  


Der tiefe Untergrund

 

Würde in Fahrdorf eine etwa 6.000 Meter tiefe Bohrung durchgeführt werden, träfe man auf Ablagerungen von rund 300 Millionen Jahren (Ma) Erdgeschichte (siehe Abbildung 1): Zunächst etwa 600 m (nach-)eiszeitliche Ablagerungen des Quartärs (ca. 0-2,6 Ma) sowie Sande und Tone  (u.a. Braunkohlentone) des Tertiärs (ca. 2,6-65 Ma), dann bis in etwa 1.200 m Mergel- und Kalksteine der Oberkreide (ca. 65-97 Ma), weitgehend fehlende marine und terrestrische Ablagerungen der Unterkreide und des Jura, gefolgt von unvollständigen aber mächtigen Serien der Trias (ca. 208 bis 250 Ma): Dies sind bis etwa 3.200 m Ton, Tonmergel und Tonsandsteine sowie Salzablagerungen des Keuper, fehlende marine Ablagerungen des Muschelkalks und bis etwa 5.300 m rotgefärbte Sandsteine und Tonsteine des Buntsandsteins. Darauf folgen bis etwa 5.500 m Tiefe Reste von Zechstein-Salzablagerungen (ca. 250-256 Ma) und schließlich ab etwa 5.500 m Ton- und Salzablagerungen des oberen Rotliegenden (256-280 Ma) des Perms.

Viele dieser Ablagerungen entstanden in wüstenähnlichen Gebieten der tropischen und subtropischen Klimazonen und zeugen von einer rund 300 Mio. Jahren währenden Wanderung des kontinentalen Untergrunds Fahrdorfs von der südlichen Hemisphäre bis in die heutige Lage in nördlicher gemäßigter Klimazone. Während dieser Wanderung zerbrach der mit dem Abschluss der variszischen Gebirgsbildung entstandene Superkontinent Pangaea. Die mehrere Kilometer mächtigen Ablagerungen unter Fahrdorf bildeten sich in der dabei entstandenen Norddeutschen Senke, einem Dehnungs- und Absenkungsgebiet zwischen Baltica/Fennoskandia und Gondwana als nördlicher bzw. südlicher Kontinent, die aus dem Zerfall Pangaeas hervorgingen.

Das Norddeutsche Becken weist im Untergrund ein ausgeprägtes Sockelstörungsmuster auf, welches durch Störungszonen in mehrere Schollen und Gräben unterteilt ist. Fahrdorf liegt oberhalb des Nord-Süd verlaufenden Glückstadt-Grabens, der west- und ostwärts von Salzstöcken und höherliegenden Schollen eingerahmt wird. Durch die Bildung in einem langlebigen Absenkungsraum sind die Ablagerungen der Trias im Bereich des Glückstadt-Grabens ungewöhnlich mächtig (siehe Abbildung 1).


Eiszeitliche und nacheiszeitliche Ablagerungen

 

Die Landschaft der Gemeinde Fahrdorf wurde von den Vorgängen am Eisrand der letzten Vereisungsphase (Weichsel-Kaltzeit) geprägt.

 

Aus den geologischen Karten für Schleswig-Holstein geht hervor, dass die höherliegenden Bereiche in der Gemeinde Fahrdorf im Allgemeinen aus einer 10-20 m mächtigen Schicht von Geschiebemergel mit lehmigem Sand bis Lehm bestehen. In den Niederungen der Hochfläche liegt überwiegend eine wenige Meter mächtige Schicht von Sand (z.T. mit Mergelsand), örtlich mit Flugsandbildungen (Dünen). Die Bebauung der letzten Jahrzehnte wurde hauptsächlich auf den Schichten der Hochfläche angelegt.

 

Am zur Kleinen Breite hin abfallenden Hang tritt die Grenze zwischen den wasserleitenden sandigen Lagen und dem darunterliegenden schwerdurchlässigen und somit wasserstauenden Geschiebemergel zu Tage. Davon zeugen zahlreiche Grundwasseraustritte. Uferwärts sind die unter dem Geschiebemergel liegenden (z.T. kiesigen) Sande der tieferen weichseleiszeitlichen Bänke anzutreffen. In tieferen Rinnen (z.B. Am Schlott) und der Uferzone der Kleinen Breite sind eiszeitlich sandiger Humos und nacheiszeitlich Moorerden (z.B. humose Sande) und örtlich Seesand abgelagert worden. Die Dorfstraße und der alte Teil Fahrdorfs (Bebauung bis 1935) wurde überwiegend auf diesen Schichten angelegt.

 

Weiterhin kommen im Bereich der Kleinen und Großen Breite Bändertone vor, die mancherorts im Randbereich der Kleinen Breite zu Tage treten und durch Ziegeleien abgebaut wurden (z.B. Fahrdorfer Ziegelei nahe der Stexwiger Enge). Die bis zu 20 m mächtigen Bändertone (z.B. unter Haddeby) entstanden in Eisstauseen, welche durch die Endmoränenzüge und Gletscher eingerahmt und aufgestaut wurden. Der größte dieser Gletscherschmelzwasser enthaltenden Eisstauseen nahm gegen Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 15.000 bis 13.000 Jahren, die Kleine und Große Breite ein, wodurch der Wasserspiegel der inneren Schlei vorübergehend etwa 10 m höher lag als heute.

Die ältesten anstehenden Ablagerungen in der Gemeinde Fahrdorf sind Torfe in der Steilküste bei Loopstedt, die vor ca. 126.000 bis 115.000 Jahren während der Eem-Warmzeit gebildet wurden.

 

Die geologische Übersichtskarte für Schleswig-Holstein kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: https://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/geologie/guek250_gesamt.pdf.

 

Für detaillierte Artikel zur geologischen und landschaftlichen Entwicklung der Schleiregion und weiterführende Literatur: www.schleiinfozentrum.de.


Literatur

 

Duphorn K, Kliewe H, Niedermeyer R-O, Janke W, Werner F. (1995) Die deutsche Ostseeküste. Sammlung Geologischer Führer. Hrsg.: Geyer F u. Leinfelder R. Berlin - Stuttgart. Gebr. Borntraeger. 281 pp.


Duggen S (2015) Geologische und landschaftliche Entwicklung der Schleiregion. www.schleiinfozentrum.de


Heck HL (1942/43) Geologische Karte des Deutschen Reiches 1:25.000. Erläuterungen zu den Blättern Schleswig, Brodersby, Sieseby und Dorotheenthal. Hrsg.: Reichsamt für Bodenforschung. 36 pp.


Kaufhold H, Burbaum B., Grube A. (2012) Geologische Übersihtskarte von Schleswig-Holstein 1:250 000. Hrsg: Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) Flintbek Geologischer Dienst. https://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/geologie/guek250_gesamt.pdf


Stephan HJ (2003) Zur Entstehung der eiszeitlichen Landschaft Schleswig-Holsteins. Schr. Naturwiss. Ver. Schlesw.-Holst. Bd. 68.


Walter R (1995) Geologie von Mitteleuropa. E. Stuttgart. Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller). 566 pp.


Wilske H (2013) Zur Geomorphologie der Schlei-Region. Beiträge zur Arbeitsgruppe „Regionalgeschichte“ (im Rahmen des Lehrgangs „Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer/innen der Region Naturpark Schlei und Geltinger Birk“.


Wilske H (2015) Zur Geomorphologie der Schlei-Region. www.schleiinfozentrum.de